Montag, 10. April 2017

Trump - Syrien: Raketen verändern das Thema

Missiles change the subject. A good day for Trump is a good day for Putin. WAG THE DOG ?


Der Giftgas-Angriff der syrischen Luftwaffe auf Schan Schaichun am 04.04.2017 und die prompte Bestrafung durch einige Dutzend amerikanischer Tomahawk-Raketen auf das al-Shyrath-Flugfeld am 07.04.2017 haben einen medialen Hype verursacht. Die Story ist aber zu glatt, um als glaubhaft durchgehen zu können.

L. O'Donnell 07. April 2017
Die unabhängigen Medien in den USA glauben kein Wort. Sie erinnern an Bill Clintons eilige Luftangriffe in Afghanistan und Sudan 1998, mit denen er sich den Weg aus der Affäre Monica Lewinsky freischießen wollte.  Politiker und Journalisten erinnern an "Wag the Dog", die geniale Satire, die 1997 mit Dustin Hoffmann und Robert de Niro in den Hauptrollen verfilmt wurde -  vgl. Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt. Nicht zu fassen, dass mehr als die halbe Welt auf die Scharade von Putin und Trump hereinfällt.

Der originelle und herausragende Lawrence O'Donnell wurde hier öfter zitiert. Er hat auch dieses Mal noch am Tag der angeblichen amerikanischen Bestrafungsaktion ohne Zögern von einer Scharade gesprochen, die von der Russland - Affäre des Präsidenten ablenken soll. Wenn er recht hat, dann ist es ungeheuerlich, dass 72 syrische Landsleute von Präsident Assad nur wegen einer Täuschung sterben mussten. Andererseits: wäre es ihnen nicht zuzutrauen,  den Präsidenten von Syrien, Russland und den USA, wo soviel auf dem Spiel steht?

Schauen Sie die Sendung an und urteilen Sie selber. [ Anmerkung: die Sendung wurde am 04. April 2017 auf Youtube online gestellt und hat sofort zu einem regelrechten "Informationskrieg". geführt. Das Video wurde öfter durch Hacker gelöscht und kurze Zeit später durch MSNBC unter einer anderen Adresse wieder veröffentlicht. Wenn das Video nicht gefunden werden kann, dann suchen Sie bitte selber auf Youtube nach "O'Donnell wag the dog". Dann werden Sie auch die verfälschenden Imitationen dieses Videos sehen. ]





Es gibt eine englische Textzusammenfassung - vgl. O'Donnell: Did Putin mastermind Syria bombing, Trump/Putin charade?

Für Eilige eine Kurzfassung auf Deutsch.

Zu Beginn stellt O'Donnell dieselbe Frage wie Der SPIEGEL am 24.08.1998 - Bill Clintons eiliger Krieg - und  weist ausdrücklich auf die eingangs erwähnten Filmsatire "Wag the Dog"  hin. Danach folgt ein kleines Meisterstück journalistischer Argumentation,
"Es ist perfekt", sagte Lawrence O'Donnell. "Einfach perfekt. Ich wünschte, es wäre nicht so. Wenn Vladimir Putin der Drahtzieher der letzten Woche in Syrien war, dann hat er alles bekommen, was er hätte verlangen können. Vladimir Putin war durch einen Deal mit der Obama-Regierung damit beauftragt sicherzustellen, dass Syrien alle seine chemischen Waffen vernichten sollte. Und so ist es sinnvoll, zu fragen, warum Präsident Baschar al-Assad, bevor er chemische Waffen einsetzte, deren Vernichtung sein bedeutendster Gönner Vladimir Putin überwachen sollte, bei diesem vorher nicht nachgefragt hat. Es wäre schrecklich peinlich für Wladimir Putin, wenn Präsident Assad ihn derart bloßgestellt hätte, als Versager bei der Vernichtung der chemischen Waffen. Sie hätten nicht gerne in der Haut von Bashar al-Assad gesteckt, wenn Wladimir Putin Sie danach zum Gespräch geladen hätte. Es sei denn, Sie hatten vorher ein Gespräch mit ihm. Es sei denn, Wladimir Putin hätte gesagte, ich habe eine Idee. 'Leg los!. Mach einen kleinen chemischen Angriff. Nichts wie die großen, die du in der Vergangenheit gemacht hast. Nur groß genug, um die Aufmerksamkeit der Medien zu erregen, damit mein Freund im Weißen Haus es im Fernsehen sehen wird. Und dann kann Donald Trump irgendwelche Raketen in Syrien abfeuern, die keinen wirklichen Schaden machen werden. Und dann werden die amerikanischen Nachrichtenmedien das Thema ändern. Weg vom russischen Einfluss in der Trump-Kampagne und dem Trump-Übergang und dem Trump White House.“ 
Es ist perfekt. Es ändert sich nicht einfach das Thema. Für die meisten Nachrichtenmedien ändert es die herkömmliche Sichtweise der Dynamik zwischen Wladimir Putin und Donald Trump. Präsident Trump hat endlich gewagt, etwas zu tun, was Vladimir Putin nicht mag. Es ändert alles. Solange Sie niemals fragen, ob Vladimir Putin wollte, dass das alles in dieser Woche passieren sollte. Und wenn Sie das fragen und Sie sehen, was passiert ist, sollten Sie sich immer daran zu erinnern, dass, wenn Vladimir Putin wirklich bekannte oder unbekannte Wege hat, Donald Trump zu beeinflussen, dann jeder gute Tag für Donald Trump auch ein guter Tag für Präsident Putin ist.
In normalen Zeiten würde dies eine Verschwörungstheorie genannt werden. Doch angesichts der Realitäten von Donald Trump und der Interaktion seiner Kampagne mit den Russen ist es nicht nur plausibel, sondern wahrscheinlich.
Stellen Sie sich ein paar einfache Fragen.
- Es ist klar, dass Assad kein Ziel der Trump-Administration war. Warum sollte er etwas tun, das für Amerikaner und Neokon-servative so uninteressant ist, dass sie den Präsidenten zum Handeln zwingen?
- Wäre es nicht wahrscheinlicher, dass die chemischen Waffen von der syrischen Opposition benutzt wurden, um die U.S.-Aktion zu erzwingen?
- Oder könnte das nicht genauso gut ein Assad-Putin-Trump-Pakt sein, um eine U.S.-Aktion zu erzwingen, die den Anschein von einem Riss zwischen Trump und Putin erweckt? Wahrscheinlich ist ein teurer U.S.-Angriff, der nichts von erheblichem Wert, Luftverteidigung usw. zerstört hat. Es ist klar, dass Trump wahrscheinlich Backchannels in der Kommunikation mit Putin hat.
"Kein einziges Wort, das ich gerade gesagt habe, hätte über einen Präsidenten vor Donald Trump gesagt werden können", sagte O'Donnell. "Vermissen Sie nicht diese Tage, als Sie absolut sicher sein konnten, dass, wenn es einen chemischen Angriff in Syrien gab, Präsident Assad und Präsident Putin das nicht getan haben, um dem Image des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu helfen. Das ist die Welt, die Donald Trump uns gegeben hat."
Mit anderen Worten, weil Trump uns die ganze Zeit anlügt und uns die ganze Zeit täuscht, sollte man folgern, dass er es jetzt auch tut.

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