Freitag, 9. Dezember 2016

Digitaler Umsturz - Teil 1: Das Ende der freien Wahlen ?

Jetzt ist es also herausgekommen, wer für den Wahlerfolg von Trump gesorgt hat. Trump feuerte im Juni 2016 seinen Wahlkampfmanager Corey Lewandowski, hatte aber im Stillen schon seit August 2015 Steve Bannon verpflichtet - zumindest prahlte der in einer privaten Email damit, dass sein Breitbart News Network die Trump - Zentrale ist.  Und was außerdem niemand wusste: der gute Steve arbeitete schon seit 2015 im Auftrag der SCL Gruppe (Strategic Communication Laboratories) im Vorwahlkampf für Trumps republikanischen Rivalen Ted Cruz. Steve sitzt nämlich im Vorstand
der Cambridge Analytica, CA, die von der SCL Gruppe 2012 gegründet wurde. Im September 2016 stellte ihr CEO Alexander Nix die Firma auf der Concordia Summit in New York so vor:
Cambridge Analytica’s revolutionary approach to audience targeting, data modeling, and psychographic profiling has made them a leader in behavioral microtargeting for election processes around the world.
Unten im Bild präsentiert er die Übersicht der OCEAN -Ergebnisse beim Vorwahlkampf von Ted Cruz in Iowa.

Mr. Nix präsentiert für CA die OCEAN - Ergebnisse für Iowa
Übrigens: es wurde erzählt, dass auch die BREXIT - Kampagne durch die Firma Cambridge Analytica gemanaged worden wäre. Tatsache ist, dass man sich über das Geld nicht einigen konnte.

Aber was ist OCEAN ?

Und jetzt wird es richtig peinlich, denn die CA hat sich das Programm vom Zentrum für Psychometrie der Cambridge University scheint's ohne Erlaubnis angeeignet. Die Geschichte  des polnischen Psychologen Michal Kosinski und seiner kleinen Facebook - App wird in der Dezemberausgabe 2016 der bekannten Zeitschrift Das Magazin berichtet. Ungewollt hat der führende Experte für Psychometrik, einem datengetriebenen Nebenzweig der Psychologie, den digitalen Umst urz ermöglicht. Entgegen den Hochrechnungen aller führenden Statistiker wurde Donald Trump mit Hilfe seiner Arbeit zum Präsidenten der USA gewählt. Das muß weh tun, wenn jemand wie Kosinski, der seit Jahren vor dem digitalen Umsturz und vor den Gefahren von Big Data warnt, am 9. November 2016 die jubelnde Pressemitteilung von Mr. Nix liest: 
«Wir sind begeistert, dass unser revolutionärer Ansatz der datengetriebenen Kommunikation einen derart grundlegenden Beitrag zum Sieg für Donald Trump leistet»
OCEAN ist ein Akronym und steht für openness, conscientiousness, extraversion, agreeableness und neuroticism. Am besten, man schaut sich das Video der CA selber an:

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Am Ende gibt Mr. Nix einen mysteriösen Hinweis auf Überraschungen in den nächsten Monaten bis zur Präsidentschaftswahl am 8. November 2016. Da hatte er den Auftrag von Trump schon in der Tasche, was nur niemand wusste. Er hat also seinen Kunden Ted Cruz, der ihm 750.000 $ bezahlt hat, glatt hängen lassen und sich durch dessen Rivalen Trump engagieren lassen. Zustände, wie sie in Amerika zu Zeiten der Rockefellers, Morgans, Rothschilds geherrscht haben.

Das Thema wird in weiteren Posts von anderen Seiten beleuchtet.

2 Kommentare:

  1. Interessant. Ein Kollege machte mich Ende November auf einen entsprechenden Artikel im Economist aufmerksam, der ebenfalls auf Cambridge Analyticas Rolle im Wahlkampf zu sprechen kommt:
    The role of technology in the presidential election

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    1. Danke für den interessanten Hinweis, ich bin ihm nachgegangen und habe den Artikel gelesen. Das Thema ist ziemlich verwickelt und mir scheint, dass wir noch viel zu wenig darüber wissen. Allerdings gibt es grundsätzliche Einwände gegen die exakte Messbarkeit psychischer Phänomene überhaupt - z.B. Wikipedia "Psychometrie". Andere Meinungen gehen dahin, dass die Rolle der Technologie aus Eigeninteresse gewaltig überschätzt wird.
      Wir müssen allerdings anerkennen, dass bereits die herkömmlichen Methoden der Meinungs- und Wahlforschungen, die auf einem sehr begrenzten Sample beruhen, erstaunlich leistungsfähig sind. Das Microtargeting auf der Grundlage der "Big Five" - vgl. http://www.telegraph.co.uk/technology/facebook/11838515/This-online-tool-reveals-your-personality-based-on-Facebook-likes.html
      kann noch viel mächtiger sein, wenn es zusätzlich Angaben über die geografische Region machen kann. Mr. Nix von der Cambridge Analytica prahlt ja auch damit, dass das unrechtmässig angeeignete Programm des polnischen Psychologen Kosinski dem Kunden sagen kann, welche Botschaft er in welcher Region für welche Personenkreise am besten verbreiten soll. Und in der Tat hat Trump ja kürzlich auf seiner Danksagungstour zugegeben, dass er über Twitter Dinge geschrieben und in seinen Massenveranstaltungen gesagt hat, an die er nicht geglaubt hat und über dessen Wirksamkeit er sehr erstaunt war. Wir haben es also hier mit einem Szenario wie aus dem Roman !984 zu tun: Neusprech und Hasswochen, die vom Wahrheitsministerium kontrolliert werden. Trump hat also zugegeben, dass er einen Souffleur hatte, er also wirklich ein Schoßhund ist, der auf "his Master's Voice" hört.
      Ich bin dabei, darüber einen Essay zu schreiben; leider habe ich zu wenige Zeit und brauche dringend Autoren, die mir helfen können.

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