Montag, 1. Mai 2017

Was hat George Smiley mit den USA zu tun? - Anmerkung zu "George Smiley kehrt zurück .."

What does George Smiley have to do with the US? - Comments to "George Smiley returns ..."


Der letzte Beitrag USA-Russland: George Smiley kommt zurück in le Carrè's neuem Roman löste einige Fragen aus.  Beruhen die Romane von le Carré auf wahren Geschichten? Welche Botschaften haben sie für uns Deutsche / Europäer heute? Was hatte ein sowjetischer Maulwurf im britischen Geheimdienst mit den USA zu tun? 

Vielleicht gelingt in den folgenden Zeilen eine Antwort.


Romane und wahre Geschichten


Ob alle Romane von le Carré wahre Geschichten verarbeiten, kann ich nicht sagen. Aber in dem besprochenen Roman König, Dame, As, Spion schreibt le Carré über seine Erfahrung bei der Enttarnung des kommunistischen Spionagerings Cambdrige Five. Die Figur des Bill Haydon wurde  Kim Philby nachempfunden, einem hoch-rangigen Offizier des MI6 und des Order of the British Empire sowie der sowjetischen Geheimpolizei NKWD und des sowjetischen Geheimdienstes KGB.

In der englischen Wikipedia Tinker Tailor Soldier Spy wird le Carré's Rolle in diesen Vorgängen erwähnt:
Tinker Tailor Soldier Spy is John le Carré's novelisation about his experiences of the revelations in the 1950s and the 1960s which exposed the Cambridge Five traitors and Kim Philby as KGB moles the British Intelligence Service. The character Bill Haydon is partly derived from Kim Philby, a senior SIS officer and double agent who defected to the USSR in 1963. David Cornwell (John le Carré) worked as an intelligence officer for both MI5 and the SIS (MI6). He has said that Philby betrayed his identity to the Russians, which was a factor in the 1964 termination of his intelligence career.
 Deutsche Übersetzung:
Tinker Tailor Soldier Spy ist John Le Carrés Roman über seine Erfahrungen aus den Enthüllungen in den 1950er und 1960er Jahren, die die Cambridge Five Verräter und Kim Philby als KGB Maulwürfe im britischen Intelligence Service enttarnten. Die Gestalt des Bill Haydon ist zum Teil von Kim Philby, einem hochrangigen SIS-Offizier und Doppel-Agenten abgeleitet, der 1963 zur UdSSR übergelaufen ist. David Cornwell (John le Carré) arbeitete als Offizier für MI5 und SIS (MI6). Er sagte, dass Philby seine Identität an die Russen verraten hat, was 1964 seine Karriere im Geheimdienst beendete.

KGB - MI6 - CIA 


Ich nehme die Kritik gerne an; ich hätte es erwähnen müssen, auch wenn der Beitrag dann noch länger geworden wäre. Die verwickelte Strategie des Doppelspiels wird in Kapitel 25 beschrieben. Dort erklärt George Smiley dem britischen Innenminster, übrigens auch ein Vetter von Smiley's Frau Lady Ann und dem Maulwurf Bill Haydon, was es mit dem hochgeheimen Prestigeprojekt des Geheimdienstes Witchcraft in Wirklichkeit auf sich hat. Le Carré lässt Smiley dem Minister eine Standpauke halten. Mit dabei ist dessen rechte Hand Lacon.
»Wenn der Maulwurf existiert, worüber wir uns einig sein dürften …« Er wartete, aber niemand verneinte. »Wenn Gerald existiert«, wiederholte er, »so wird nicht nur der Circus vom Amerikageschäft profitieren, sondern auch die Moskauer Zentrale, denn sie werden von Maulwurf Gerald alles bekommen, was Sie den Amerikanern abkaufen.« 
le Carré, John. Dame, König, As, Spion (Ein George-Smiley-Roman) (German Edition) (S.258). Ullstein eBooks. Kindle-Version. 
Kürzer kann man es kaum sagen. Nicht nur zum Vergnügen wird die nun  folgende Szene angefügt.
Verdrießlich ließ der Minister die flache Hand auf den Tisch klatschen, auf dessen Politur ein feuchter Abdruck zurückblieb. »Herrgott, ich verstehe kein Wort«, erklärte er. »Dieses Witchcraft-Zeug ist verdammt fabelhaft! Vor einem Monat war’s die große Sensation. Jetzt verkriechen wir uns in unsere Höhlen und sagen, die Russen brauen es laufend für uns zusam-men. Was zum Teufel geht eigentlich vor?«
»Ich glaube offengestanden nicht, daß es ganz so widersinnig ist, wie es klingt. Schließlich haben wir selber gelegentlich das eine oder andere russische Netz geführt, und obwohl ich pro domo spreche, darf ich sagen, nicht einmal schlecht. Wir haben das beste Material geliefert, das wir uns leisten konnten. Raketen, Kriegsplanung. Sie haben selber mitgemacht« – dies zu Lacon, der flüchtig Zustimmung nickte –, »wir haben ihnen Agenten hinübergeschickt, die wir entbehren konnten, räumten ihnen gute Verbindungen ein, sicherten ihren Kurierdienst, hielten die Luft frei für Signale, so daß wir sie abhören konnten. Diesen Preis zahlten wir dafür, daß wir die Gegenseite führen konnten, daß wir – wie drückten Sie sich aus? – erfuhren, wie sie ihre Kommissare instruierten. Ich bin überzeugt, Karla würde das gleiche für uns tun, wenn er unsere Netze leitete. Er würde noch mehr tun, nicht wahr, wenn er auch den amerikanischen Markt anpeilen könnte.« Er brach ab und blickte Lacon an. »Viel, viel mehr. Eine amerikanische Verbindung, ich meine, eine fette, amerikanische Gewinnbeteiligung würde den Maulwurf Gerald direkt auf Platz eins versetzen. Natürlich indirekt auch den Circus. Als Russe würde man den Engländern praktisch alles geben, was sie wollen, wenn man …, wenn man sich dafür die Amerikaner kaufen könnte.«
le Carré, John. Dame, König, As, Spion (Ein George-Smiley-Roman) (German Edition) (S.258-259). Ullstein eBooks. Kindle-Version. 

Welche Botschaften haben die Romane für uns Deutsche / Europäer?


Das müssen größere Leute beantworten. Warten wir den neuen Roman von le Carré ab. Gute Kommentatoren sind gewiss schon bei der Arbeit. Einstweilen verweise ich auf den längeren Artikel des britischen Guardian From cold war spy to angry old man: the politics of John le Carré.

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