Is Spain's crisis Europe's opportunity?
Teil 3 / Part 3
Viele Deutsche haben schon von dem Buch - Bestseller "My dear Krauts" gehört, kennen vielleicht den Namen seines Autors, Roger Boyes. Er mag die Deutschen, hat über sie einige liebenswürdige Bücher geschrieben. Die Älteren fühlen sich an den beliebten Mr Pumpernickel erinnert, einen anderen Briten, etwas schrullig, aber stets witzig, freundlich, an Chris Howland, der für die britisch - deutsche Aussöhnung ab 1960 unverzichtbar war.
Natürlich besitzt Boyes auch desssen charmanten Witz. Seine ernstere Seite ist einigermaßen verblüffend: er ist "diplomatic editor" bei der TIMES. Klingt geheimnisvoll, ist es wahrscheinlich auch, denn die TIMES war immer schon ein diplomatischer Umschlagplatz zwischen der Welt und dem britischen Außenministerium und seinen Infor-mationsdiensten. Im Netz sind Angaben über seine Person erstaunlich dünn.
Warum wird er an dieser Stelle in Zusammenhang gesetzt mit Yanis Varoufakis, dem ehemaligen Finanzminister Griechenlands, und Guy Verhofstadt, dem ehemaligen Premier von Belgien und heutigen Europa - Abgeordneten? - Es ist ihr leidenschaftliches Engagement für das Projekt Europa, ihr großes Wissen über Europa. "Die EU demokratischer zu machen, ist die einzige Möglichkeit, die nationalistische Welle zurückzudrängen, die das europäische Projekt eigentlich verhindern sollte." Damit endete der letzte Teil.
Junker ist blind für die Zersplitterung der EU
Der kurze Text wurde ausgesucht wegen seiner Prägnanz und weil er nach seiner Veröffentlichung in der TIMES am 25. Oktober 2017 über 500 mal kommentiert wurde. Er hat einen Nerv berührt. Der Kommentar einer Person, die die "Krone Kastiliens" als Pseudonym benutzt und gute historische Kenntnisse hat, wird am Ende kurz besprochen.
Juncker is blind to the splintering of the EU
[ Persönliche Bemerkung: Ich habe immer großen Respekt vor Jean-Claude Juncker gehabt. Boyes geht nicht zimperlich mit ihm um. Wenn ich seinen Text bespreche, ist eine persönliche Herabwürdigung des Präsidenten der Europäischen Kommission nicht beabsichtigt. ]Im Folgenden wird der Text komplett übersetzt. Der Untertitel lautet:
Der selbstzufriedene Präsident hat nicht bemerkt, dass die europäische Solidarität vor seinen Augen kollabiert
Das
letzte Mal, dass Europa in Großbritannien eine solche Schwäche
erlebte, war, als Charles de Gaulle sich für die Hegemonie des
Kontinents einsetzte und uns den Weg zu einem gemeinsamen Markt
versperrte. Sogar dieses gewaltige gallische "Non!"
verblasst neben Jean-Claude Junckers Politik der kalkulierten
Brüskierung, wenn er versucht, die Premierministerin durch
Einschüchterung und Verwirrung zu einem Brexit-Deal zu zwingen, der
die EU-Steuerzahler befriedigt, aber ihre Regierungen im Wind
flattern lässt.
Ein
weniger kleingeistiger Chef der Europäischen Kommission hätte
spätestens jetzt die wirklichen Gefahren bemerkt, denen sich die
Union gegenüber sieht. Er bildet sich ein, die populistische
Herausforderung an das Brüsseler Establishment sei unter Quarantäne
gestellt worden. Geert Wilders 'Partei für die Freiheit ist die
zweitstärkste im niederländischen Parlament, aber nicht in der
Regierung; Emmanuel Macron überlistete Marine Le Pen; Angela Merkel
bezahlte den Preis für die Einreise von Hunderttausenden von
Migranten, aber Deutschland ist noch weit davon entfernt, den Piloten
fallen zu lassen. Problem gelöst? Kaum.
Europa
ist unruhig und zersplittert. Tschechische Politiker, die unter der
Herrschaft Junckers verprellt wurden, lassen jetzt den alten Traum
von Europa beiläufig fallen. Der Gewinner der Wahl am letzten
Wochenende war Andrej Babis, ein Geschäftsmann und Führer einer
populistischen Herausforderung gegen das Establishment. Er ist gegen
den Beitritt zum Euro, gegen eine stärkere Integration, gegen
EU-Quoten für Migranten und könnte dennoch in einer Koalition mit
einer Partei enden, die den Czexit will.
Junckers
Rede über den Zustand der Union im letzten Monat triefte vor
Selbstgefälligkeit. Die europäische Zukunft, die er vorschlug, war
eine Währung, eine Armee und ein Präsident. Dazu sagen die
Mitteleuropäer: Nein danke. In der Woche vor den tschechischen
Wahlen stimmten die Österreicher für einen 31-jährigen
Konservativen, Sebastian Kurz, der durch Nachahmung der harten
Einwanderungspolitik der Rechten die Wählerstimmen abschöpfte. Und
es sieht so aus, als müsste er die Freiheitspartei in seine
Regierungskoalition aufnehmen, die er so gewissenhaft kopiert hat.
In
Ungarn verheimlicht der Premierminister Viktor Orban seine Verachtung
für Junckers Führung nicht. In Polen erwarten Insider im kommenden
Monat eine Umbildung, die einen noch euroskeptischeren Außenminister
hervorbringen wird, und vielleicht wird der Pate des polnischen
Nationalismus, Jaroslaw Kaczynski, den Posten des Premierministers
übernehmen.
Inzwischen
planen die Katalanen eine Kampagne des zivilen Ungehorsams gegen
Madrid, um die Sympathien der normalen Europäer und nicht Junckers
Sympathien zu gewinnen. Venetien und die Lombardei, die reichsten
Regionen Italiens, haben gerade für eine weit größere Autonomie
von Rom gestimmt. Wie Katalonien fordern sie die Kontrolle über die
von ihnen erhobenen Steuern.
Der
Aufstieg der populistischen Bewegungen und der Separatisten
verdeutlicht das Problem, das Juncker verdrängt: Der Populismus
entsteht nicht allein aus einer Revolte der Zurückgebliebenen. Die
bisherige Antwort der Kommission bestand darin, mehr in
Infrastrukturen in benachteiligten Regionen zu investieren, um die
Beschäftigung anzukurbeln und sicherzustellen, dass sie weiterhin
für den Mainstream stimmen. Juncker weiß, wie das geht, und es gibt
in der Union viele regionale Top-Mitglieder, die immer noch auf ihn
schwören, so wie einige Ortsverbände in der Fifa Sepp Blatter die
Treue gehalten haben.
In
der Tat ist das Kernproblem der Zusammenbruch der Solidarität
innerhalb der EU. Die Union wurde als Reaktion auf zwei entsetzliche
Kriege des 20. Jahrhunderts geschmiedet, die in Europa mehr als 80
Millionen Menschenleben forderten. Ihr Fortschritt wurde durch einen
gemeinsamen Feind, die Furcht vor dem Sowjetkommunismus, unterstützt,
und sie war sowohl aus Idealismus als auch aus der Notwendigkeit
entstanden, Deutschland zu stärken.
Die
meisten dieser zusammenhängenden Elemente fallen weg. Es wurde
ausdrücklich anerkannt, dass der wohlhabende Norden die ärmeren
südlichen Randgebiete unterstützen sollte. Helmut Kohl wurde zum
dominanten Spieler in der EU, zum Teil wegen seiner Unterstützung
von Führungspersönlichkeiten wie Felipe Gonzalez in Spanien. Er war
bereit, die deutsche Macht zu nutzen, um den Süden zu modernisieren.
Die Stimmung änderte sich nach der Bankenkrise 2008, als der Norden
zu Gläubigern und der Süden zu Schuldnern wurde. Die Beziehung
zwischen den beiden Hälften des Kontinents wurde vergiftet.
Griechenland wurde ausgepresst, bis die Olivenkerne quietschten.
Und
es gibt konkurrierende Solidaritäten. Madrid sagt, dass Barcelona
den weniger wohlhabenden Regionen Spaniens helfen soll. Die
katalanische Führung sagt, dass sie den katalanischen Wählern
verantwortlich ist und Spanien für jeden Beitrag dankbar sein soll.
Die prosperierenden Provinzstädte wie Barcelona und Mailand stehen
in ständigem Spannungsverhältnis zu ihren Hauptstädten und zu
Brüssel.
Bei
der Masseneinwanderung nach Europa liegt die Spaltung zwischen denen,
die glauben, dass es eine weltweite Verpflichtung gibt, Flüchtlinge
aufzunehmen, und jenen Staaten, die ihre eigenen Gemeinschaften an
die erste Stelle setzen.
Polen,
Ungarn und die Tschechische Republik sind der EU beigetreten, weil
sie glaubten, dass dies der Weg in die Moderne und ein Gegenmittel
gegen die Korruption ihrer eigenen politischen Eliten wäre. Das
Beharren Brüssels darauf, dass jeder Mitgliedsstaat [Einwanderungs-]
Quoten aufnehmen soll, war ein Moment der Ernüchterung. Jetzt
gewinnen die nationalen Regierungen von Polen und Ungarn große
Mehrheiten, weil sie Brüssel eine lange Nase drehen.
Tag
für Tag schmilzt Junckers Autorität. Die EU hat Spannungen entlang
der Nord-Süd-Achse der Eurozone, der Osten gegen den Westen, russische Falken gegen russische Tauben im noch ungelösten Krieg in
der Ostukraine. Niedergang und Fall der EU sind nicht unausweichlich,
obwohl die Geschichte zeigt, dass Bündnisse mit einem
Ungleichgewicht zwischen Zentrum und Peripherie in Zeitnot geraten.
Was wird der entscheidende Punkt sein: das Versagen, die
EU-Außengrenzen zu garantieren, die schleichende Erosion der
Schengen-Zone, das Ende der gemeinsamen Währung, ein Wiederaufleben
der Gewalt auf dem Balkan? Juncker selbst scheint es nicht zu wissen
und das sollte uns alle beunruhigen.
Kommentar der "Krone Kastiliens"
Der Kommentar vor Sanchez de Tovar, eines Pseudonyms aus dem 14. Jhd., dessen Träger offenkundig im UK lebt,
Krone Kastiliens: Fernando Sanchez de Tovarspricht einen Aspekt an, der mir entgangen war, nämlich die Rolle der Briten bei der Ost - Erweiterung der EU. Jedem war doch damals schwindlig, weil klar war, dass die 10 neuen Mitglieder die notwendigen Garantien nicht leisten konnten.
Es
war das Vereinigte Königreich, das die EU gezwungen hat, diese
Länder in der EU zuzulassen, weil das Vereinigte Königreich billige
Arbeitskräfte haben wollte. Denken Sie daran, dass ein polnischer
Zahnarzt kostenlos hierher kommt, das Vereinigte Königreich hat
einen Zahnarzt, ohne für seine Ausbildung bezahlt zu haben. In den
Worten der Brexiteure sind sie "Nettozahler", sie haben dem
britischen Steuerzahler keinen einzigen Cent gekostet. Sie verlangen
weniger als ihre britischen Kollegen, was eine gute Sache ist, da sie
Zahnbehandlungen für arme Menschen erschwinglicher machen. Es ist
eine Win-Win für alle. Sie sind normalerweise besser und
aufmerksamer als britische Zahnärzte, also haben wir diesen Vorteil
auch noch.
Ausblick
Im nächsten Teil wird eine Einschätzung versucht.
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