The West does not understand Russia's multi-vector foreign policy
Bush und Obama sind mit ihrer Russlandpolitik gescheitert
Bush and Obama have failed with their policy towards Russia
Trump hätte zwar einen neuen Ansatz versprochen, aber einen ähnlichen Mangel an Visionen gezeigt wie seine Vorgänger.
POLITICO 1. Januar 2017 |
Das schrieb Molly McKew kurz nach der Wahl von Donald Trump zum 45. US - Präsidenten. Sie ist hierzulande ziemlich unbekannt, aber in den USA wird sie als Politikberaterin und Expertin für Informationskriege geschätzt. POLITICO veröffentlichte ihren Aufsatz "Putins Real Long Game" schon am 1. Januar 2017. Eine deutsche Übersetzung steht im Blogheader.
Menschen wie McKew verfügen über ein besonderes Insiderwissen, das in den politischen und militärischen Prozessen des Westens fehlt. Die eben zu Ende gegan-gene Münchener Sicherheitskonferenz zeigte ungebrochen die Unterschätzung der russischen Position.
Münchener Sicherheitskonferenz 2018
Die Veranstalter hatten bereits vor der Konferenz einen Bericht vorgelegt, den Munich Security Report 2018. Da gab es erste Ansätze eines veränderten Bewusstseins, z.B. im Abschnitt "International Order on the Brink?" oder in den Abschnitten "EU: Union Crack?", "United States: Home Alone?". Jedoch im Abschnitt "Russia: Bearly Strong?" spricht wieder die alte Unterschätzung Russlands als "armer Mann". Der
Westen muss akzeptieren - so schreibt McKew -, dass Putin das, was wir als enorme Schwäche
empfinden, in beträchtliche Stärke verwandelt hat. Wenn Russland
eine starke Wirtschaft wäre, die eng mit dem globalen System
verbunden wäre, hätte es Anfälligkeiten gegenüber einer
traditionelleren Diplomatie. Aber in der veränderten Weltordnung, wie sie sich bereits gezeigt hat, ist es ein bedeutender Akteur - und in der gegenwärtigen politischen
Landschaft Russlands können keine neuen Sanktionen die vom Kreml
aufgebaute defensive, insulare Kriegsökonomie überwinden.
Man sollte im Munich Security Report 2018 nach solchen Schwachstellen suchen. Er steht auf dem Portal der Münchener Sicherheitskonferenz 2018 zum Download bereit.
Munich Security Conference 2018
So erscheint z.B. das
Wort „Cyber“ nur im Zusammenhang mit „Security“,
was ja auch wichtig, aber leider nicht genug ist. Kein Wort über den
Zusammenbruch der Nachkriegsordnung, über Kriegführung im 21.
Jahrhundert, über den Informations-krieg Russlands gegen den Westen,
über die unüberschaubare Vielzahl von Bots, Trollen, Dark Ads und
Desinformationsplattformen im Internet.
Die
weniger offensichtlichen Techniken, die in Russland als „aktive
Maßnahmen“ und „reflexive Kontrolle“ bekannt sind, spielen in westlichen Sicherheitsüberlegungen keine Rolle. Beide zielen darauf ab, dass
wir gegen unsere eigenen Interessen handeln. Beim Informationskrieg –
so sagt McKew – geht es nicht darum, eine alternative Wahrheit zu
schaffen, vielmehr soll unsere grundlegende Fähigkeit, die Wahrheit
überhaupt zu unterscheiden, untergraben werden.
Begriffe
wie „nichtlinearer Krieg“ und „Gerasimov – Doktrin“ sind im Westen nur Spezialisten bekannt. Die diplomatische
Seite dieses nichtlinearen Krieges ist keine Außenpolitik, die auf
den Aufbau eines neuen pro-russischen Blocks abzielt. Vielmehr
handelt es sich um etwas, das der Kreml als "Multi-Vektor"-
Außenpolitik bezeichnet. Sie untergräbt die Stärke westlicher
Institutionen durch Verbinden alternierender - idealerweise
temporärer und begrenzter – Machtzentren. Statt einer stabilen
Weltord-nung, die von den USA und ihren Verbündeten unterstützt
wird, ist das Ziel eine instabile neue Weltordnung "alle gegen
alle". Der Kreml hat versucht, diesen Prozess zu beschleunigen,
indem er Krisen entfachte, die alle westlichen Antworten überrollten (z.B.
die Migrationskrise in Europa und der Krieg in der Ostukraine). Er hat seine Überlegenheit bei der Lösung von Krisen demonstriert, die
der Westen nicht lösen konnte ( z.B. Syrien bombardieren,
unabhängig von den Kosten: Russland kann Stabilität im Nahen Osten
bringen und der Westen kann es nicht).
McKews
wichtigster Punkt ist aber dieser: „ Dieses Russland möchte nicht
wie wir sein oder sich selbst stärker machen als wir. Vielmehr
wollen ihre Führer, dass der Westen - und speziell die NATO und
Amerika - immer schwächer und zerrütteter werden, bis wir so
gebrochen sind, wie sie sich selbst wahrnehmen.“
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