Freitag, 2. Februar 2018

Trump: Belege für kriminelle Verschwörung?

Trump: Evidence for Criminal Conspiracy?



ZDFzoom hat Belege für kriminelle Verschwörung veröffentlicht
Update 11. Februar 2018: Geschichte der Piraterie s, Ende des Blogpost
Update February 11, 2018: History of  Piracy cf. end of blogpost

„Trumps Krieg gegen das FBI“ ist seit Wochen Dauerthema. Die Medien folgen einer klassischen PR-Strategie, die Donald Trump immer wieder angewandt hat. Sie besteht darin, unangenehme Informationen zu neutralisieren, indem man sie vollständig und schnell unter die Leute bringt, um sie dann abhaken zu können. So lassen amerikanische Verteidiger schädliche Informationen über ihre Mandanten oft Monate vor Eröffnung eines Verfahrens gegenüber Journalisten durchsickern. Das weckt unter den Menschen, die als Jurymitglieder in Frage kommen, Zweifel an der Schuld des Angeklagten.

ZDFzoom am 20. Januar 2018 
Das ZDF hat dem durch eine viel beachtete Doku-mentation vorgebeugt. Darin werden Belege für eine kriminelle Verschwö-rung veröffentlicht. Die Klarheit dieser Fakten wird freilich durch das Trommel-feuer der Gegenstrategie des Weißen Hauses wieder zerredet. 

Darum werden sie festgehalten und erläutert, u.a. durch Verweise auf Hintergrund-material, das seit November 2016 auf diesem Blog veröffentlicht wurde.

Gefährliche Verbindungen - Trump und seine Geschäftspartner


Aus der Fülle der Informationen werden wichtige Szenen herausgegriffen und kommentiert. Das Hintergrundmaterial besteht aus detailreichen älteren Blogposts, die sich auf amerikanische Quellen stützen und weitere Verweise enthalten, insgesamt Lesestoff für ein Wochenende.  Beginnen wir mit der Textzusammenfassung der Dokumentation, wie sie das ZDF in seiner Mediathek formuliert hat.


Zusammenfassung des ZDF


Hat sich US-Präsident Donald Trump als Geschäftsmann einer kriminellen Verschwörung schuldig gemacht? Und sind seine Verbindungen nach Russland enger als er behauptet? 

Dem ZDF liegen Dokumente vor, die das zu belegen scheinen. Seit Monaten untersuchen Ausschüsse des US-Kongresses die Frage, ob Russland Einfluss auf den Ausgang der US-Wahlen genommen hat und ob es Verbindungen zu Donald Trump und seinem Wahlkampfteam gab.

In der "ZDFzoom"-Dokumentation "Gefährliche Verbindungen - Trump und seine Geschäftspartner" begeben sich Johannes Hano und Alexander Sarovic auf Spurensuche. Dabei stoßen sie auf Verbindungen zwischen den großen amerika-nischen und russischen Mafiasyndikaten und dem Trump Tower. 

"Es ist eine lange Liste hochrangiger Figuren des organisierten Verbrechens, die im Trump Tower residierten. Nicht nur amerikanische Verbrecher, sondern auch Gangster aus Russland, Kasachstan und der Ukraine. Sie nutzten den Trump Tower als Zentrum für kriminelle Machenschaften unter anderem Glücksspiel, Prostitution und Drogenhandel", erklärt Scott Horton, ein weltweit gefragter Antikorruptions-experte gegenüber dem ZDF.

Bei den Recherchen stößt das ZDF auch auf Trumps Geschäftsbeziehungen mit der Firma Bayrock. In mindestens einem gemeinsamen Projekt, dem Trump Soho, hielt der US-Präsident Anteile. Einer seiner Partner bei dem Projekt war der Exil-Russe Felix Sater, ein verurteilter Betrüger und Gewaltverbrecher mit den besten Kontakten nach Russland. Doch selbst als Trump von der dubiosen Vergangenheit und den Machenschaften seines Partners erfährt, führt er die Geschäftsbeziehungen weiter. Damit aber habe sich Donald Trump schuldig gemacht, sagt der Anwalt Fred Oberlander, der gegen Bayrock prozessiert.

Das FBI hat längst ein Auge auf Trump geworfen und beginnt sich immer mehr für die Vergangenheit des Präsidenten und seine auch heute noch fragwürdigen Geschäfts-beziehungen zu interessieren. Ein Grund dafür, warum FBI-Director James Comey gehen musste? Der mächtigste Mann der Welt könnte unter Druck geraten. 

Hier ist der Link zur ZDF Mediathek
Gefährliche Verbindungen - Trump und seine Geschäftspartner 

Ausgewählte Highlights mit Hintergrundmaterial 


David Frum - vgl. About David Frum - ist einer der bekanntesten konservativen US - Intellektuellen, Senior Redakteur bei The Atlantic und war u.a. Ghostwriter für Präsident George W. Bush.

Interview in ZDFzoom 20.01.2018
"Wenn die Russen durch ihre Geheimdienst - Operationen tatsächlich den Präsidenten der Vereinigten Staaten bestimmt haben, dann wäre das die größte, die erfolgreichste Spionage-aktion der Geschichte. Wir müssen das her-ausfinden. Denn es geht um die Frage, ob der Präsident im Amt bleiben darf."

Die Amtsenthebung in den USA, das sog. Ipeachment, ist ein weltweit einzigartiger Prozess. Der Historiker Prof. Lichtman hat die Wahl von Donald Trump zum 45. US - Präsidenten, aber auch seine Amtsenthebung früh vorausgesagt. Er hat ein vielbeachtetes Buch darüber geschrieben und sich speziell der Frage des Verrats gewidmet.
Prof. Lichtman: Ist Trump ein Verräter?
Lichtman: Das Impeachment 

Timothy O'Brien - vgl. Tim O'Brien und Trump Nation -  hat Trump seit Jahren begleitet, um seine Biografie zu schreiben. Dabei hat er seine Geschäftspartner kennengelernt. Er hat daraus ein Buch gemacht: The Trump Nation.

Interview in ZDFzoom 20.01.2018
"Er hat immer mit Leuten zusammengearbeitet, von denen er wusste, dass Sie Verbindungen zur organisierten Kriminalität hatten. Und er hat trotzdem Geschäfte mit ihnen gemacht. ...  John Cody, er war ein der Mafia nahestehender Gewerkschaftsboss. Er organisierte die Fahrer und konnte bestimmen, ob Baustellen beliefert wurden oder nicht. Auch die vom Trump Tower. Für Cody wurde später ein luxuriöses zweistöckiges Apartment im Trump Tower gebaut, obwohl nichts dafür sprach, dass er sich ein teures Apartment hätte leisten können. ... Der  Betonhandel ist zu dieser Zeit fest in der Hand der Cosa Nostra. Deren mächtigster Boss ist "Fat Toni Salerno". ... Trump war nicht der einzige Bauunternehmer, dessen Wege sich mit der Mafia kreuzten, aber sie versuchten den Kontakt gering zu halten. Trump traf sich offen mit ihnen, hofierte sie sogar. ... Die Verbindung lief über Trumps Anwalt Roy Cohn, ein gefürchteter Mafia Anwalt. Er war abgesehen von Trumps Vater der wichtigste Mentor in seinem Leben."

Im November 2016 entstand der folgende Beitrag, der aus heutiger Sicht noch einmal interessant ist.
Der Pate Teil 4: Der Don wird Präsident

Scott Horton - vgl. Not-for-Profit Law - Rechtsanwalt und Experte für Anti - Korruption.

Interview in ZDFzoom 20.01.2018
"Der Trump Tower wird über die Jahre zu einer Art Magnet für das organisierte Verbrechen. Es ist eine lange Liste. Viele hochrangige Figuren des organisierten Verbrechens haben im Trump Tower residiert. Nicht nur amerikanische Verbrecher, sondern auch Gangster aus Russland und ehemaligen Sowjet - Republiken. Sie nutzten den Trump Tower als Zentrum für kriminelle Machenschaften. u.a. Glücksspiel, Prostitution, Drogenhandel. ... Eine dieser Organisationen ist die sog. "Taiwanchik-Trincher" - vgl. Taiwainchik - Trincher Organisation - die belegte ein ganzes Stockwerk gleich unter Trumps Penthouse. Einige Mitglieder kauften zusätzlich Appartments. Aus dem Trump Tower heraus organisierten sie vor allem Geldwäsche für russische und ost - europäische Oligarchen." 34 Anführer wurden 2013 vom FBI festgenommen.

Eine Person muss hier unbedingt herausgehoben werden, weil ihr Tod eine wichtige Veränderung der russischen Mafiasyndikate markiert: hin zu einem "modernen", staatlich gelenkten, in Staatsorgane integrierten und "subsidiär" geförderten Werkzeug des organisierten Verbrechens.
 [ Einige Leser waren mit dieser Sichtweise nicht einverstanden. Darauf wird in einem Zusatz am Ende des Beitrags eingegangen. ]
Vyacheslav Ivankov gehörte zu den legendären Dieben im Gesetz, auch bekannt als Wory. Geschichte und Ehrenkodex dieser mächtigen Untegrundorganisation wird in der englischen Wikipedia beschrieben - vgl. Thief in Law. Ivankovs steile Karriere bei den Wory - Bruderschaften und die Umstände seiner Entsendung in die USA werden dort auch beschrieben.

FBI Archiv in ZDFzoom 20.01.2018
Vyacheslav Ivankov reiste 1992 in die USA ein und betrieb sehr erfolgreich die Zusammen-arbeit der dortigen russischen und mit der amerikanischen Mafia. Das FBI hat ihn nach langem Suchen in einem Luxusapartment im Trump Tower gefunden. Von dort tauchte er ab, wurde aber schliesslich in Trumps Spielcasino "Taj Mahal" in Atlantic City gefunden; es wurde bald danach wegen Trumps Insolvenz geschlossen. 1995 wurde Ivankov vom FBI festgenommen, 2004 nach Russland ausgeliefert und 2009 auf offener Straße erschossen. Er bezeichnete Russland öffentlich als "kriminellen Sumpf" mit dem Kreml und dem Geheimdienst FSB an der Spitze.

John Le Carré hat ihm in der Figur des Dima ein Denkmal gesetzt. In  seinem Roman "Verräter wie wir" lässt er Dima, den obersten Geldwäscher der russischen Mafia - Organisationen, den Übergang der "ehrenhaften Kriminellen" zum Komplizen der "Apparatschiks" beschreiben. Geschickterweise legt er Dimas Worte dem Professor für englische Literatur Peregrine Makepiece, Spitzname Perry,  in den Mund, als dieser dem britischen Geheimdienst einen USB - Stick Dimas übergibt.
»Das war zu Zeiten des alten Prinzen«, sagt er beinahe wehmütig. »Für Dima das Goldene Zeitalter. Der alte Prinz war ein echter Wor. Er war unfehlbar.« »Und der neue Prinz?«, fragt Hector provozierend. »Dieser junge? War von dem auch irgendwann die Rede?« Das kann Perry nicht komisch finden. »Das wissen Sie haargenau«, knurrt er. Und ergänzt: »Der Prinz ist das größte Dreckschwein aller Zeiten. Der Erzverräter schlechthin. Er ist der Prinz, der die Wory gegen den Staat ausspielt, was das übelste Verbrechen ist, das man als Wor begehen kann. Einem solchen Mann in den Rücken zu fallen ist kein Verrat, es ist Pflicht.« 
Carré, John le. Verräter wie wir (German Edition) (S.154). Ullstein eBooks. Kindle-Version. 
Dieser Übergang beendet im Roman Dimas Leben. In der Wirklichkeit markiert er das gewaltsame Ende der "ehrenhaften Kriminellen", das mit der Konsolidierung der Macht  Putins durch die Parlamentswahl am 7.12.2003 einherging. Kurz danach forderte seine Regierung die Auslieferung Ivankovs, dessen Unterwelt-Nimbus auch durch seine Gegnerschaft zum Kreml gewachsen war. Seine Erschießung auf offener Straße war nur noch eine Frage der Zeit.

Der großartige Roman Verräter wie wir wurde verfilmt - vgl. Verräter wie wir (Film) . Le Carré hat darin selbst eine kleine Rolle übernommen. Wenn Sie genau hinschauen, dann sehen Sie ihn als Ticketkontrolleur in blauer Livrée im Einsteinmuseum in Bern. Das ist eine Schlüsselszene, in der Dimas Familie vom britischen Geheimdienst aus den Fängen des "neuen Prinzen" gerettet wird.

Über die Frage, warum Trump noch nicht aus dem Amt gejagt wurde,


ist viel spekuliert worden. Die einfachste Erklärung wurde bisher soweit man sieht noch nicht erwähnt. Diejenigen Republikaner, die Trumps Amtsenthebung bisher verhindert haben, wurden mit Summen im 2-stelligen Millionenbereich bestochen, aber das alleine ist kein wirklich starkes Motiv. Das starke Motiv wird erst erkennbar, wenn man sich klar macht, dass die Mafia noch niemals jemanden hat davonkom-men lassen, der ihr Geld oder Leistung schuldig blieb. 

Die einfachste, logische Erklärung wäre, dass diese Republikaner einfach Angst um ihr Leben und das Leben ihrer Familien haben. Das klingt für deutsche Ohren ungeheuer. Große US - Medien wie die Washington Post, die New York Times oder die Democratic Coalition haben diese Dinge recherchiert. Der folgende Beitrag fasst sie zusammen und verweist auf viele weitere Quellen.
Putin erpresst Trump, der McConnell & Ryan erpresst, die ihn als Firewall gegen Mueller erpressen

Update 11. Februar 2018: 


Organisiertes Verbrechen im Dienst der russischen Regierung? - Kurzer Exkurs über die Geschichte der Piraterie

Leser mochten meine Einschätzung der russischen Regierung nicht teilen, nannten sie gar "Verschwörungstheorie" und Schlimmeres. Dem entgegne ich mit diesem Exkurs.

Nehmen wir als Beispiel die sog. Kaperbriefe Ludwig XIV. für seine Korsaren oder die Untersützung der englischen Freibeuter durch Elisabeth I. Die meisten von uns kennen Romane und Filme über die "Piraten der Karibik". Wir kennen den legendären Freibeuter Francis Drake. Er nahm auf seinen Kaperfahrten den Spaniern viel Gold ab - im Dienst der englischen Königin und zu Friedenszeiten!

Das alles wissen wir. Machen wir uns klar, dass die Antike, das Mittelalter, die Neuzeit und die Moderne das Phänomen kennen, in Europa, am Polarkreis, in Ostasien und der Neuen Welt. Machen wir uns klar, dass Regierungen kriminelle Mittel eingesetzt haben, wenn  eine offene Kriegserklärung unvorteilhaft war.

Die klassische Piraterie erlebte ihren Niedergang ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ihre moderne Form jedoch heißt Geldwäsche. Hohe Geldsummen aus geächteten illegalen Geschäften mit Waffen, Drogen, Menschen und Immobilien werden in wenigen Sekunden so transferiert, dass sie in offiziellen Finanzkreisläufen erscheinen, als ob ihnen wirkliche produktive Werte entsprechen würden.

In allen Formen handelt es sich um kriegerische Akte ohne Kriegserklärung! Das soll hier nicht vertieft werden, aber zwei wichtige Links zum Weiterlesen sind vielleicht hilfreich:
Geschichte der Piraterie
Piracy 

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