Freitag, 3. November 2017

USA-Russlanduntersuchung: Mueller enthüllt geheimes Geständnis von Papadopoulos

US - Russia investigation: Mueller reveals secret guilty plea from Papadopoulos


Letzte Änderung / Last update 04.11.2017

Papadopoulos bereits am 27. Juli verhaftet - Geständnis am 05. Oktober

Vor Sonnenaufgang am 26. Juli 2017 führte ein bewaffnetes FBI Sonderkommando eine Razzia im Haus von Paul Manafort in Alexandria, Virginia, durch und beschlagnahmte viele Akten. Manafort war 2016 Leiter des Wahlkampfbüros von Donald Trump. Die Nachbarn hielten dicht. Erst 2 Wochen später bekam die Washington Post Wind davon und berichtete am 09. August darüber.

Lawrence McDonnell 30.10.2017
Einen Tag später, am 27. Juli 2017, wurde George Papadopoulos auf dem Flughafen Dallas verhaftet. Manafort war sein Boss im Wahlkampfbüro. Papadopoulos war dort außenpolitischer Berater und später in derselben Funktion Berater der Übergangs-regierung. Seine Verhaftung wurde geheim-gehalten. Er hat eine Kronzeugen - Regelung abgeschlossen.  Amerikaner sehen darin eine Parallele zum Ende der Watergate - Affäre.

Am 27. Oktober 2017 mussten Paul Manafort und sein Mitarbeiter Rick Gates vor dem Bundes - Geschworenengericht in Washington erscheinen. Ihnen wurde u.a Ver-schwörung gegen die Vereinigten Staaten, Geldwäsche und Steuerbetrug zur Last gelegt. Beide bekannten sich "nicht schuldig", mussten ihre Pässe abgeben und stehen unter Hausarrest.  Am selben Tag veröffentlichte das Büro von Sonder-ermittler Mueller das Geständnis, das Papadopoulos am 5. Oktober abgelegt hatte.


Kronzeugen - Regelung: Das Menetekel "Watergate"


In seiner TV - Show am 30.10.2017 konzentrierte Lawrence O'Donnell sich auf das "I plead guilty" von Papadopoulos, das "Ich bekenne mich schuldig", die Formel, die u.a. Voraussetzung einer Kronzeugen - Regelung vor Gericht ist. Papadopoulos hätte eigentlich bis zu 5 Jahre Gefängnis und bis zu 250.000 US - Dollar Strafe erhalten müssen. Wenn er vollständig kooperieren würde, dann, so bot der Richter ihm an, würde er mit 0 bis 6 Monaten Gefängnis und 500 bis. 9.500 US - Dollar davonkommen.

Watergate - Kronzeuge Hunt
Das weckt bei den Amerikanern die Erinnerung an den ersten Kronzeugen in der Watergate - Affäre. Der CIA - Agent Howard Hunt organisierte 1971/72 die Ausspähung der Demokraten, die sich später zur Watergate - Affäre entwickelte. Die Aussagen von Hunt - hier im Bild in der TV - Show von Lawrence O'Donnell - belasteten Präsident Nixon so schwer, dass er drohenden Amtsenthebung durch seinen Rücktritt zuvorkam. 

Zur Person - E. Howard Hunt


Schlaflose Nächte für Trump


Den besten Einstieg liefern die TV - Shows von Lawrence O'Donnell und Rachel Maddow vom 30.10.2017 Beide kommentieren wichtige Artikel und Hintergrund - Dokumente, zeigen sie auf dem Bildschirm, damit der Zuschauer sie nach Bedarf im Internet nachlesen kann. Im Gespräch mit Experten und Kollegen werden bestimmte Aspekte vertieft, z.B. dass schon eine Reihe von ehemaligen Mitgliedern der Trump - Regierung mit dem FBI zusammenarbeiten, u.a. Ex-General Flynn, ehemaliger Sicherheitsberater im Wahlkampfbüro von Trump und Mitglied der Regierung, der als erster geopfert wurde.

Hier ist Lawrence O'Donell mit seiner Show "The Last Word" am 30.10.2017




Zu der Anklage gegen Manafort wg. Geldwäsche und Steuerbetrug werden Dokumente gezeigt, die dem Gericht vorliegen und die Anklage begründen. Es wird Lindsay Graham zitiert, der republikanische Senator, der  Trump warnte, falls er Mueller feuern würde. Seine Beschwörung der "holy hell" ging um die Welt. Suchen Sie im Netz nach "holy hell & trump".

Hier ist die Rachel Maddow - Show ebenfalls vom 30.10.2017.


Ihre Überlegungen, warum so lange nichts durchgesickert ist, sind interessant, ebenso warum die Enthüllungen gerade jetzt erfolgten. Sie zeigt die Gerichtsprotokolle der Aussagen von Papadopoulos, der schon ab März 2016 als Verbindungsmann zur russischen Regierung  dem Trumpteam von "Tausenden von schmutzigen Emails" berichtete, die die Russen zur Bekämpfung von Hillary Clinton angeboten hatten. Sein Chef Manafort hat ihn damals für sein "great work" gelobt.

Rezeption in den konservativen Medien


Die Reaktionsstarre konservativer Medien kann man wohl als "eyes wide shut", als "weit geschlossene Augen" bezeichnen. Die Washington Post hat eine Übersicht über die Rezeption durch konservative Medien erstellt. Trump selber erklärte die Enthüllungen als "nothing burger", alte Hüte, die lange vor dem Wahlkampf passiert sind.  Das Wallstreet Journal brachte die Story auf den ersten Seiten. Fox News sah Trump weit entfernt von den Anklagen. Breitbart News forderte die Absetzung von Sonderermittler Mueller, Daily Caller (gehört Rupert Murdoch) erwartete Beweise für die Verschwörung und verschob die Story auf die letzten Seiten.
How conservative media reacted to the Mueller indictments
Die deutschen Medien hielten sich zurück. Der Spiegel nannte Papadopoulos den "Mann, der für Trump log". Die FAZ sprach davon, dass es für Trump eng wird. Die ZEIT (Print-ausgabe) brachte einen lobhudelnden Leitartikel "Wie Trump die Welt veränderte und warum Psychiater vor ihm warnen". Der russische Kanal RT, deutsche Ausgabe von Russia Today, glaubte, dass nur die Presse Spuren nach Russland sieht
Nur die Presse sieht Spuren nach Russland
Eine Ausnahme macht die Neue Züricher Zeitung. Ihre Schlagzeile lautete:
Auch ein Bauer kann das Spiel entscheiden

Die "Verschwörung der Republikaner mit Trump hält"


So lautet die Schlagzeile der bekannten Nachrichten-, Kultur- und Literaturzeitschrift The New Yorker:
GOP collusion with Trump continues despite the Mueller revelations

Wenn Mueller gefeuert wird


Überparteilich wurden Warnungen und Aktionsaufrufe laut, wenn Trump den Sonderermittler feuern sollte. Der republikanische Senator Lindsay Graham mit seiner Beschwörung der "holy hell" wurde o. erwähnt. Unter den vielen anderen wird auf The Hill verwiesen, der Walter Staub zitiert, den ehemaligen Leiter der Ethik - Kommission der US - Bundesregierung:

Staub Tweet 30.10.2017
Jeder Kongressabgeordnete, der sich für die Republik verantwortlich fühlt, sollte sich jetzt verpflichten, entschiedene Maßnahmen gegen das Weiße Haus zu ergreifen, wenn Mueller entlassen wird.
Pledge to take action if Mueller is fired 

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